Nach dem Erfolg der Premiere vor zwei Jahren fährt die Ruswiler Jugendkommission das Format der Jugendkonferenz in regelmässigen Abständen durch. Ziel der Veranstaltung ist es, den vielen Engagierten im vielfältigen Ruswiler Freizeitangebot für Jugendliche eine Vernetzungs-Plattform zu bieten, bei der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung, aber auch bleibende Themen rund um die Begleitung von Jugendlichen gemeinsam besprochen und erfolgreiche Herangehensweisen ausgetauscht werden können.
An erster und letzter Stelle des Anlasses am Freitag, 22. März, stand aber der verdiente Dank für die Jugendverantwortlichen aus Sport-, Musik- oder Theatervereinen. In einer Zeit, in der Zeitmangel und Konsumdenken dominieren und langfristiges, verpflichtendes ehrenamtliches Engagement vielerorts Auflösungserscheinungen zeigt, ist es von unschätzbarem Wert, dass so viele Engagierte die Verantwortung übernehmen und sich Woche für Woche Zeit nehmen, um als Trainerin und Trainer, Leiterin und Leiter, Dirigentin und Dirigent, Regisseurin und Regisseur oder Jugendarbeiterin und Jugendarbeiter Jugendliche bei der Entfaltung ihrer Talente, aber auch ihrer Persönlichkeit zu begleiten und zu unterstützen.
Neben familiärer Erziehung und schulischer Bildung sind Vereine und Projekte für Jugendliche ein zentraler Ort der non-formalen Bildung für den Erwerb von persönlichen, fachlichen, aber auch sozialen Kompetenzen, sowie ein Experimentierfeld für Selbstwirksamkeit und die Findung der eigenen Rolle in der Gesellschaft.
Die Begleitung von Jugendlichen, die all dies ermöglicht und fördert, braucht viel Zeit und Geduld. Diese Begleitung ist ein riesiges Lernfeld für die eigenen Kompetenzen und kann viel Freude bereiten, weil Jugendliche einem Vieles zurückgeben und langfristig persönlich verbunden bleiben. Sie kann aber auch herausfordern und zuweilen frustrieren, weil es Enttäuschungen gibt, äussere Kritik schmerzt, Jugendliche den Dank selten direkt aussprechen und letztendlich nicht immer geerntet werden kann, was gesät wird. Dafür, dass die Anwesenden sich trotz Widerstände und Herausforderungen langfristig für und mit Jugendlichen engagieren, erhielten sie wohl verdienten Dank.
Im Anschluss fasste Paul Meier die Erkenntnisse seiner reichen Erfahrung als Pädagoge und Begleiter von Spitzensportlern in einem gut strukturierten und lehrreichen Impulsreferat zusammen. Der ehemalige Nachwuchschef des Hamburger SVs und heutiger Leiter Spitzensport beim FC Luzern differenzierte dabei die verschiedenen Prozessphasen von Gruppendynamik aus und verknüpfte die einzelnen Phasen mit Gedankenanregungen und Praxistipps für Begleitpersonen.
So ermutigte er zum Beispiel die Anwesenden, zu Beginn von Gruppenbildungsprozessen, also zum Beispiel beim Saisonstart, gemeinsame Regeln gemeinsam auszuhandeln, in der Folge dann aber konsequent einzufordern, durchzusetzen und selbst als Vorbild einzuhalten. Beruhigend wirkte auch die Feststellung, dass in der so genannten «Storming-Phase» der Rollenfindung Konflikte als völlig normal dazugehören und ausgehalten werden müssen - und sie sich in der «Forming»-Phase meist wieder legen.
Wichtigste Botschaft des Abends war aber, dass es für Begleitpersonen von Jugendlichen zentral ist, für entstehende Gruppendynamiken sensibel zu sein und es sich für eine gelingende Zukunft unbedingt lohnt, Zeit und Energie einzusetzen, aktiv darauf einzuwirken. Denn Gruppendynamiken sind keine unbeeinflussbaren Dominoeffekte, sondern lassen sich erkennen, steuern und positiv beeinflussen.
Auf dem Hintergrund dieser wertvollen Informationen verteilten sich die Anwesenden anschliessend auf drei thematische Ateliers, welche die Möglichkeit boten, eigene Erfahrungen zu teilen und zu reflektieren, aber auch bewährte Strategien auszutauschen.
Im ersten Atelier folgte anhand eines Fragebogens eine vertiefte Selbstreflexion über die eigene Rolle als Verantwortliche oder als Verantwortlicher, als Vorbild sowie über die persönlichen Einflussmöglichkeiten auf sich entwickelnde Gruppendynamiken.
Ein weiteres Atelier beschäftigte sich mit den Chancen und Herausforderungen der Elternarbeit: Es zeigte sich, dass die Ruswiler Vereine mehrheitlich starke Wertschätzung und Unterstützung der Elternschaft geniessen. Problematisch wird es, wenn Eltern ihre Kritik hinter vorgehaltener Hand äussern oder vereinseigene Regeln unterlaufen. Einzelne Jugendverantwortliche beklagten auch mangelndes Interesse der Eltern an den Aktivitäten ihres Kindes, oder dann übertriebene Leistungsanforderungen an ihr Kind. Wichtigste Massnahme für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Begleitpersonen und Eltern ist eine offene und wertschätzende Kommunikation von Anfang an, anstatt erst im Konflikt- oder Krisenfall.
Das dritte, von Schulsozialarbeiter Remo Della Vecchia geleitete Atelier, fokussierte das Thema Mobbing als spezifische Form einer negativen Gruppendynamik. Es zeigte sich, dass viele Vereine trotz der öffentlichen Sensibilität für das Thema keine eigentliche Strategie zur Prävention oder zum Umgang mit Mobbing haben – dies obwohl Mobbing grossen Einfluss auf die Entwicklung der einzelnen betroffenen Persönlichkeit und die Teamdynamik einer ganzen Organisation haben kann. Insbesondere Cybermobbing wird oft erst zum Thema, wenn es zu eskalierenden Vorfällen kommt. Gerade weil konkrete Vorfälle Jugendbegleitende schnell überfordern können, ist es wichtig, sich auszutauschen und gegebenenfalls professionelle Unterstützung des Jugendarbeitenden oder der Schulsozialarbeitenden in Anspruch zu nehmen.
Nach einer kurzen Schlussrunde, der Vorstellung der Jugendarbeit Ruswil durch Franz Emmenegger und einem Dankeswort von Gemeinderat Eugen Amstutz folgte als Abschluss ein gemeinsamer Apero, um sich kennenzulernen, die angesprochenen Themen weiter zu vertiefen und das gemütliche Beisammensein unter Gleichgesinnten zu geniessen. Gerade in einer funktionierenden dörflichen Vereinslandschaft wie Ruswil liegt in der guten Vernetzung der Jugendverantwortlichen eine grosse Chance.
beschreibt unter dem Slogan «Die Ruswiler Jugend ist stark und visionär» Aspekte, die zu einer positiven Entfaltung Jugendlicher in Ruswil beitragen: Mitbestimmung, Visionen, Freiräume, Vernetzung, Umgang mit sozialen Medien. Download unter: ruswil.ch/dl.php/de/5a16c0c810cda/Jugendleitbild_Ruswil.pdf
Die Jugendkommission ist das Expertengremium des Gemeinderates für Jugendfragen. Sie setzt sich im Sinne des Jugendleitbildes für die Bedürfnisse und Mitsprache der Jugend in Ruswil ein und sensibilisiert die Öffentlichkeit für jugendrelevante Themen und Entwicklungen.
Unter anderem organisiert sie die Jugendkonferenz und begleitet den Jugendarbeiter in seiner Tätigkeit.
Das Jugendbüro Ruswil bietet in der Person von Jugendarbeiter Franz Emmenegger Unterstützung und Begleitung von Projekten, Ideen und Aktivitäten Jugendlicher. Es ist ausserdem Anlaufstelle für Jugendliche bei Fragen der eigenen Lebensgestaltung wie Berufsfindung, Familienprobleme, Sucht, Medienkonsum oder Sexualität. Webseite: jugendruswil.ch
Der Jugendtreff «Bojler 17» an der Wolhuserstrasse bietet Jugendlichen einen Freiraum fern von Leistungsdruck und elterlicher Kontrolle – ein Ort der Selbstentfaltung und zur Verwirklichung eigener Ideen und Projekte. Öffnungszeiten: Mittwochnachmittag und jeden zweiten Freitag von 19 bis 23 Uhr für Schülerinnen und Schüler von der 1. bis 3. Oberstufe. Webseite: jugendruswil.ch.