Was heute als eine fest verankerte Partnerschaft zwischen dem niederbayerischen Rottal und dem Luzerner Rottal besteht, begann schon vor über 40 Jahren. 1974 führte eine Leserreise des «Anzeiger vom Rottal» nach Strassburg. Genau zur selben Zeit besuchte eine Gesellschaft aus Pfarrkirchen, einer Stadt im Bayerischen Rottal, die Stadt Strassburg. Die Pfarrkirchner konnten kaum glauben, dass es irgendwo noch ein zweites Rottal gibt, und man suchte den Kontakt zu den Leuten aus dem Luzerner Rottal. Aus diesem zufälligen Treffen resultierte eine enge Freundschaft zwischen den beiden Talschaften, zuerst eher in lockerer Art. Vor 21 Jahren wurde diese völkerverbindende Freundschaft zwischen der Stadt Pfarrkirchen und den vier Gemeinden im Rottal als Partnerschaft urkundlich verbrieft und unterzeichnet vom Bürgermeister von Pfarrkirchen und den Gemeindepräsidenten von Ettiswil, Grosswangen, Buttisholz und Ruswil.
In all den Jahren entstanden auch grenzüberschreitende enge Freundschaften zwischen einzelnen Personen und ganzen Familien. Eine rund 80-köpfige Delegation aus dem niederbayerischen Rottal traf am letzten Freitag gegen Abend in Ettiswil ein. Übers Wochenende wurde in den vier Gemeinden des Luzerner Rottals die 21-jährige, offizielle Partnerschaft mit der Stadt Pfarrkirchen gebührend gefeiert. Neben den traditionellen Treffen bildet der alljährliche Weihnachtsmarkt in Pfarrkirchen ein beliebter Anlass. Abwechslungsweise unter den Gemeinden aus dem Luzerner Rottal betreibt jeweils eine Delegation einen Stand. Dabei werden hauptsächlich Produkte aus dem Luzerner Rottal verkauft. Nach der herzlichen Begrüssung der Gäste in Ettiswil und dem gemeinsamen Apéro nahmen die Gastfamilien aus dem Rottal ihre Freunde in Empfang und einige Pfarrkirchner wurden in Hotelzimmern untergebracht. Einen urgemütlichen Abend feierten Rottaler aus zwei Ländern am Freitag im Oberamsig in Sigigen. Man genoss den Abend ausgiebig bei Musik, Geselligkeit, Speis und Trank. Nach einer, für einige kurzen Nacht, besuchte eine Gruppe am Samstagmorgen das KKLB Beromünster und liess sich bei einer Führung einer etwas anderen Art zeigen und erleben, was nachhaltige Kunst ist und sein kann. Gastfamilien aus dem Rottal benutzten die Gelegenheit und zeigten ihren Freunden Sehenswürdigkeiten aus der näheren und weiteren Umgebung des Rottals. Anhand von Gesprächen am Samstagabend konnte man feststellen, dass für die Gäste aus Bayern der Samstag durchwegs interessant gestaltet wurde.
Im Mittelpunkt des offiziellen Festabends in Grosswangen standen die Reden des Bürgermeisters von Pfarrkirchen, Wolfgang Beissmann, dem Ruswiler Nationalrat und Ex-Gemeindepräsidenten Leo Müller. Die beiden Redner waren sich einig: Solche Partnerschaften sind zur Sicherung einer glücklichen Zukunft in einem geeinten Europa wichtig. Es braucht Menschen, die ein gutes Miteinander Leben und somit Freundschaften über Landesgrenzen hinweg ermöglichen. Ans Rednerpult trat auch ein Mann, der von Anbeginn der gegenseitigen Beziehungen mit dabei war und viel dazu beitrug, dass die Partnerschaft zustande kam: Adolf Bühler, ehemaliger Gemeindepräsident von Ruswil. Humorvoll und mit Pointen bestückt erzählte er über die Entstehung der gegenseitigen Beziehungen.
Er wies darauf hin, dass sich im Luzerner Rottal und im Bayerischen Rottal etliche Mitkämpfer für die Partnerschaft stark gemacht hatten. Adolf Bühler ist es ein grosses Anliegen, dass diese Partnerschaft weiterlebt, und auch die kommenden Generationen diese bereichernde Verbindung die Treue halten.
Mit einer Standing Ovations wurde die Rede von Adolf Bühler von den Anwesenden verdankt.
Ein sehr emotionaler Moment, nicht nur für Adolf Bühler.
Der Bürgermeister aus Pfarrkirchen, Wolfgang Beissmann, ehrte in einer spannenden Laudatio fünf Personen aus dem Luzerner Rottal, die sich im Besonderen für die Partnerschaft verdient gemacht haben. Mit einer Urkunde und einer Verdienstmedaille wurden für ihr Engagement Adolf Bühler, Adolf Meyer, Franz Brun und Markus Felder, alle Ruswil, und Isidor Stadelmann aus Buttisholz, ausgezeichnet. Dazu überbrachte die Delegation aus Pfarrkirchen jeder der vier Rottalgemeinden einen wertvollen, schweren Brunnentrog, geschaffen aus Stein aus dem Bayerischen Wald. Die Rottaler Gemeinderäte machen sich nun auf die Suche nach einem würdigen Standplatz für diese Geschenke. Durch den Grosswanger Abend führte Gemeindepräsident Beat Fischer, musikalisch wurde er verschönert mit dem einmaligen Gesang der vier «Sommersprossen» und der Musik der Trachtenkapelle Pfarrkirchen.
Am Sonntag traten die Freunde aus Deutschland nach dem gemeinsamen Gottesdienst und dem reichhaltigen Brunch im Buttisholzer Gemeindesaal die Heimreise an. Der junge Organist aus Pfarrkirchen begeisterte die Messebesucher mit seinem fantastischen Orgelspiel, er riss sie echt von den Kirchenbänken. Diese einmalige Musik wurde mit einer Standing Ovation verdankt. Als gegen Mittag der Car auf dem Schulhausplatz in Buttisholz halt machte, hiess es endgültig Abschied nehmen. Abschied von Freunden aus einem anderen Land, einer anderen Heimat, aber Heimat ist da, wo man liebe Menschen kennt, mit denen man Freud und Leid teilen kann, gemeinsam etwas erleben kann. Viele von denen, die das diesjährige Treffen miterlebt haben, hoffen, dass die Partnerschaft auch in Zukunft aktiv gelebt und wie Bürgermeister Wolfgang Beissmann sagte, intensiviert wird.