Prächtiges Fasnachtswetter – entgegen allen Vorhersagen – beehrte den Ettiswiler Fasnachtsumzug. Nach fünf Jahren war es endlich wieder soweit: Die Muggezunft Ettiswil war an der Reihe, das grösste fasnächtliche Spektakel im Rottal zu organisieren. Das Team um Zunftmeisterpaar Thomas und Sabine Steinmann liess nichts anbrennen: 1600 Umzugsteilnehmer, davon 25 Sujet-Wagen, vier Zünfte und 15 Guggenmusiken verwandelten Ettiswil in eine Fasnachtshochburg.
Wenn Quallen über Ettiswils Strassen schweben
Punkt 14 Uhr rollte mit einem Böllerschuss der Umzug an. Stolz voraus die Standarte der Muggezunft Ettiswil. Auffallend viele Guggenmusiken waren mit dabei, die den ganzen Nachmittag den musikalischen Groove boten. Der erste Umzugsteil gehörte den Kindern: Die Kita-Familie Sonnbühl Ettiswil war als Maler unterwegs. Kunterbunte Sujets widerspiegelten den jugendlichen Alltag. Kindergärnter und 1. bis 2. Klasse Ettiswil präsentierten sich als schräge Vögel. Ausser Rand und Band waren die Tiere der 3. bis 6. Klasse Ettiswil und als Quallen verkleidet schwebten die 1. bis 6. Klasse Schule Kottwil über die Umzugsstrecke.
Viel zu erfahren gab es über das Mugge-Zunftmeisterpaar, das bestens gelaunt die Orangen aus der Kutsche warf. Als nervöser Disponet, der auch mal abrockt und im Team Heineken gesellige Stunden geniesst: so wurde Zunftmeister Thomas Steinmann fasnächtlich parodiert. Mit dabei am Umzug waren auch die beiden befreundeten Rottaler-Zünfte: Das Zunftmeisterpaar der Säulizunft Stettenbach Grosswangen Andy und Lisa Hofstetter und die Zieberlizunft Sigigen, die allerdings dieses Jahr «meisterlos» unterwegs war.
Mit Windrad auf dem Kopf
«Hopp Schwiiz!» tönte es vom Wagen der Gruppe Unterdorf/Grundmatt-Ettiswil, rote Fahnen überall, und es fehlte nicht an guten Ratschlägen an die Fussballnati: «Wott d’Nati a de EM Siege, müends zerscht mal chli liede». Dass der Erotik-Markt sein Geburtstagsplakat am Bächli aufstellte, sorgte für rote Köpfe. Der Motorrad Club Ettiswil schritt zur Tat.
Originell auch die Nummer der Wagenbaugruppe Mittleres Ausserdorf Ettiswil: «Die ganzi Schwiiz macht e Ufstand, es herscht Energiekrise im ganze Land». Damit der Strom nicht ausgeht, setzen sich die Aussendörfler gleich jeder selber ein Windrad auf den Kopf.
Der Donntschig-Jass durfte natürlich nicht fehlen, Ruswil gewann das Duell ausgerechnet gegen Ettiswil, so fehlten die gegenseitigen Sticheleien natürlich nicht.
Die Zumba-Gruppe Ettiswil tanzte sich durch den Umzug, was die Kräfte hergaben. Ihre Meisterin Sabine beherrsche den Hüftschwung ganz besonders gut, war zu vernehmen und bringe damit seit Jahren Power in den Alltag. Eine andere Sportart hatte mehr Mühe: Die Matterhornrennen fanden wieder nicht statt, die Fasnachtfrönde Bochs berichteten unter dem Titel «vom Winde verweht» über diese Misere: «Wäg zvöu Wend gets am Matterhorn scho weder kei Skirenne, de chasch vor em Färnseh witer penne».
Das Schiff Credit Suisse sinkt
Bäre, Rössli, Hirschen und so, gebe es bald nur noch im Zoo. Die Wagenbaugruppe Mattenweg/Bühlmatt Ettiswil bedauerte das Beizensterben. Auf ihrem Wagen sank ein Gasthaus in sich zusammen, hob sich dann aber wieder wie Phönix aus der Asche. Vielleicht ein gutes Omen? Die Berstenegg-City Ettiswil nahm die E-Mobilität aufs Korn: Ihre E-Fahrzeuge seien der Hit, denn sie brauchen keinen Sprit. Doch der Storm sei knapp und ohne machen diese schlapp.
Da liegt es nahe, Energie aus dem heimischen Holz zu beziehen. Quartier Bünten/Sagimatt Ettiswil zog gleich eine Fernheizung über die Umzugsstrecke, inklusive den beheizten Häusern hinterher. Der Jodlerclub Ettiswil ging auf Wolfsjagd und hoffte auf bundesrätliche Unterstützung: «Wolf du hast das Schaf gestohlen, jetzt wird dich der Rösti holen!». Und da waren noch die Bankomaten-Knacker, alias Hobbychöch Ettiswil. Das kann nicht ohne Rauch, Lärm und Verfolgungsjagd abgehen. In einer letzten Nummer inszenierte die Gruppe «Minibarteam und Wauwilerstrasse» den Untergang der Credit Suisse. Auf dem riesigen Schiff feierte sich die Chefetage, die Botschaft aber ist eine ganz andere: «Credit Suisse droht onderzgo. Metarbeiter mönds Scheff verloh».
Mit dem Ende des Umzuges war es lange noch nicht fertig. Das Fasnachtstreiben im Dorf ging noch tief in die Nacht. Die Ettiswiler boten dazu die perfekte Infrastruktur: Festzelt, Guggebühne, Verpflegungsstände und diverse Bars. Das Duo «Grenzenlos» war Garant für beste fetzige und rockige Unterhaltung.
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