Es war im Jahre 1948, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich in Stettenbach eine Handvoll fasnachtsbegeisterte Männer zusammenschloss, und der erlahmten Grosswanger Fasnacht wieder neues Leben einhauchte. Einige Dorfbewohner beklagten sich, dass im Dorf Grosswangen an der Fasnacht seit langem nichts mehr geschehen sei. Da liessen sich die Stettenbacher nicht zweimal bitten. Unter der Anleitung von Toni Bussmann wurde innert kurzer Zeit der erste Fasnachtsumzug auf die Beine gestellt. Das Motto der wenigen Umzugswagen, die dann an der Fasnacht durchs Dorf Grosswangen zogen, war dem Verbot der damals noch bekannten schwarz-weissen Sauen durch den Luzerner Regierungsrat gewidmet. Das Fasnachtsfieber in Grosswangen war wieder entfacht, denn bereits ein Jahr später fand das legendäre «Schesselirennen» statt, das auch durch eine turbulente, mit einem Besuch der Gemeinderatsitzung, zustande kam. Nach diesem «Schesselirennen» wurde dann anlässlich der Rechnungsablage in der Bauernstube der Familie Felber in Stettenbach von zehn Männern die Säulizunft gegründet. Gründer waren: Ferdinand Bachmann, Walter Häfliger, Toni Bussmann, Hans Baumeler, Franz Felber, Edi Tschopp und Moritz Lang. Die Mitbegründer Theo und Fridoline Baumeler, Adolf Bussmann und Sepp Lauber hatten, wie im Protokoll der Versammlung erwähnt, an diesem Abend den Kiltgang der Gründungsversammlung vorgezogen. Der Name, damals noch «Söilizunft» geschrieben, wurde gewählt, da der erste Umzug den verbotenen Sauen galt und zweitens, weil «Söitoni», der Heilige Antonius der Patron der Stettenbacher Kapelle ist. Bevor die Säulizunft gegründet wurde, waren in Stettenbach bereits anfangs der 40er-Jahre Fasnächtler unter dem Namen «Klub der Harmlosen» unterwegs, die sich mit ihren Fastnachtsspielen bereits über die Gemeindegrenzen hinaus einen Namen geschaffen hatten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Berichte über die bekannten Diebstähle des Saugrindes anlässlich der Metzgeten.
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Mit der Gründung der Zunft blühte dann das Fasnachtsleben in Grosswangen wieder sichtlich auf. Seit der Gründung wurden in Grosswangen fast jährlich Umzüge organisiert. Der erste Zunftmeister war Franz Felber, als erster Präsident waltete Ferdy Bachmann.
Dass ein Vereinsschifflein auch Stürme zu überstehen hat, musste die Zunft schon nach wenigen Jahren erfahren. Aber dank tüchtigen Matrosen konnte das Versinken der Säulizunft verhindert werden. Ende der 1950er-Jahre wurde zwischen der Säulizunft, der Muggenzunft Ettiswil und der Ziberlizunft Ruswil der Rottaler Dreizünftler-Bund ausgehandelt. Darin wurde das Fasnachtsleben im Rottal festgehalten. So unter anderem, dass sich die drei Zünfte mit der Durchführung des Fastnachtsumzuges jährlich ablösen, also jährlich nur noch ein Umzug im Rottal. Diese Abmachungen haben sich bis heute bestens bewährt. Die gute und manchmal närrische Zusammenarbeit der drei Zünfte, wie auch die gemeinsamen Anlässe, wie das jährliche Dreizünftetreffen, die Grosswanger Metzgete oder der gegenseitige Besuch der Zunftbälle, führte in all den Jahren zu vielen Freundschaften unter den Zünftigen.
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Die Säulizunft, heute von Uli Walpen präsidiert, leistet nicht nur in der Fasnacht einen aktiven Beitrag zum kulturellen Leben in Grosswangen. Sie ist Mitorganisator des grossen und beliebten Chlauseinzuges jeweils am 1. Adventssonntag, sie bewirtet am traditi-onellen Grosswanger Umritt in Stettenbach die Umrittsteilnehmenden und organisiert ein Herbstfest. Fasnächtliche Höhepunkte sind das Zunftbot jeweils am 6. Januar, der Dorfball, die Kindergarten- und Heimbescherung und in den letzten Jahren wieder ganz gross, die rüüdige Kesslete am schmutzigen Donnerstagmorgen. Eingebürgert hat sich seit 1982 auch wieder die Zunftmetzgete, ein Anlass, der heute immer wieder die Zünftigen aller drei Rottalzünfte zusammenführt. Wichtig ist für die Säulizunft seit jeher eine enge und gute Zusammenarbeit mit der einheimischen Guggenmusig, den Chalofeschränzer, und selbstverständlich mit der zunfteigenen Musik, der Säulimusik.
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Der 70. Geburtstag der Säulizunft Stettenbach/Grosswangen soll nun am Samstag, 10. November, gebührend gefeiert werden. Die Zunft schenkt sich zu diesem Geburtstag eine neue Fahne. Dies ist nun die Dritte in der 70-jährigen Geschichte. Die erste Fahne, angeschafft 1958, war noch eine Eigenproduktion damaliger Zünftler. Den Entwurf machte Lehrer Franz Bühler, das Tuch spendete Jakob Schaller und genäht hat sie, wie es im Protokoll steht, die Zunftschneiderin Bützberger. Volle 20 Jahre hat diese einmalige Fahne die Zunft begleitet. Nun nach 40 Jahren hat auch die zweite Fahne den Ruhestand verdient. Ein weiteres Geburtsgeschenk der Zunft, mit einer Änderung der Zunftsatzungen und dem Generalversammlungsbeschluss können nun nach 70 Jahren reiner Männerzunft neu auch Frauen als Zünftlerinnen aufgenommen werden. Bereits haben etliche fasnachtsbegeisterte Grosswangerinnen das obligate Anwärterjahr bestanden und wurden offiziell in die Zunft aufgenommen. Ein OK unter dem Präsidium von Josef Mehri hat sich in letzter Zeit mit der Organisation der Fahnenweihe und der Geburtstagsfeier beschäftigt. Weiter gehören dem OK an: Markus Stalder, Franz Müller, Hans Bühler und Uli Walpen. Wer nun die neue Fahne der Säulizunft und das Patenpaar kennenlernen will, kann dies tun mit einem Gottesdienstbesuch am Samstag, 10. November, um 17 Uhr in der Pfarrkirche Grosswangen.