sein. Stimmiger vielleicht als das letztjährige. Da gab es doch einige Kratzer am Alltagslack. Also nimmt man sich vor - weniger von diesem und von jenem. Verhaltensweisen, «dumme Gewohnheiten», sollen im neuen Jahr ausgedünnt, gar ausgemerzt werden. Bei sich und – bitte schön – auch bei den andern. Mit weniger Schwächen, weniger «blinde Flecken» durch den Alltag gehen - oh du holdes Ziel. Weniger rauchen und trinken etwa, weniger essen, vor allem weniger Süsses, weniger schimpfen und weniger lästern, usw.
Das menschliche «Alltagssündenregister» ist vielfältig und bunt. Wann, wenn nicht beim Jahreswechsel, den Vorsatz fassen, «ein anderer Mensch» zu werden? Dieser «Ganz-Andere» zeigt sich darin, dass er viel mehr die glänzende Seite der «Alltagsmedaille» hervorhebt, ihr nachlebt: mehr Gesundes, Positives, Anständiges, Ordentliches, «Sich-Gehörendes» an den Tag legt. – Aber eben - das neue Jahr ist lang. Schon der Januar hat 31 Tage. Viel Zeit, in die alten Muster zu verfallen. Und einmal gestrauchelt, vielleicht gar gestürzt – schon hat einen der alte Alltag wieder. Oder zumindest fast wieder. Es ist unumgänglich: Auch das neue Jahr wird «auf und ab» beinhalten. Im besten Fall einigermassen ausgeglichen dosiert. Der deutsche Dichter Erich Kästner (1899 bis 1974, siehe Box) bringt es in seinem Gedicht auf den Punkt: «Lasst die Vorsätze und bessert euch drauflos». Wir sind und bleiben auch im neuen Jahr alle nur Menschen. Wohl oder übel. Und vielleicht auch «zum Glück».
Der Anzeiger vom Rottal befragte für den Jahreswechsel zehn Leserinnen und Leser über ihre Erfahrungen im alten Jahr und ihre Erwartungen für das neue Jahr. Das nahe Umfeld, konkret die eigene Gemeinde, wird dabei am positivsten beurteilt. Ein erfreuliches Fazit. Es ist der Bereich, den wir ja auch am meisten spüren, weil er uns ganz direkt betrifft. Wenn auch im neuen Jahr wiederum viele kleine Lichter in unserer unmittelbaren Umgebung leuchten, wird dies vielleicht auch Entfernteres erhellen.
Hier geht es zur Umfrage (PDF)
Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.
Je üppiger die Pläne blühen,
umso verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!
Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!