«Wir sind sehr erfreut über das grosse Interesse aus der Bevölkerung. Es ist wichtig, dass man jetzt das Mitspracherecht nutzt. Informieren und die Zukunft aktiv mitzugestalten, Wünsche und Anregungen frühzeitig einbringen, das waren die Ziele der Veranstaltung», so Gemeindepräsident Franz Zemp.
Bei den Quartierrundgängen wurden die Qualitäten und Potenziale sowie die Entwicklungsmöglichkeiten vor Ort begutachtet. «Letztendlich ist es für alle Beteiligten eine ‹Win-win-Situation›. Der Austausch war wichtig, die Gespräche sehr konstruktiv. Der Anlass war ein Bedürfnis. Es geht letztendlich nicht nur um unsere, sondern auch um die Zukunft kommender Generationen», so der Buttisholzer Architekt Patrik Ziswiler, der eine Gruppe auf dem Rundgang durch die Quartiere begleitete.
Die Ortsplanungskommission ist mit der Firma Planteam S AG aus Luzern seit 2017 an der laufenden Ortsplanungsrevision. Nachdem im Jahr 2017 das Siedlungsleitbild erarbeitet wurde, hat sich die Ortsplanungskommission im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem neuen Bau- und Zonenreglement und dem neuen Zonenplan befasst. Roger Michelon und Marion Zängerle (Planteam S AG) hatten am Samstag über die Änderungen im neuen Bau- und Zonenreglement informiert. Wieso gibt es die Ausnützungsziffer nicht mehr? Wie berechnet sich die Überbauungsziffer? Wie hoch kann ich in Zukunft bauen? Welche eingezonten Gebiete werden umgezont? Auch der neue Zonenplan wurde präsentiert. Weitere wichtige Themen waren der Umgang mit Gestaltungs- und Bebauungsplänen, der Bebauungsplan Ortskern und der Fusswegrichtplan und das Reklamekonzept. Auch über die Festlegung der Gewässerräume im und ausserhalb des Siedlungsgebietes wurde informiert. Besucher Peter Helfenstein: «Es ist wichtig, dass man Transparenz schafft und aufzeigt, was ändert oder welche Möglichkeiten man als Bürger hat. Was letztendlich umgesetzt wird, ist eine andere Frage. Es gibt ja auch ein Gesetz. Wichtig ist aber, dass wir die Möglichkeit zum Dialog haben.» Die Entwürfe der Planungsinstrumente zur Ortsplanungsrevision sind unter www.buttisholz.ch einsehbar. Interessant ist auch das 3D-Modell der Gemeinde Buttisholz unter www.luucy.ch/Buttisholz (Nutzer müssen sich registrieren).
Hier kann jedes Objekt angeflogen werden mit zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten. Die öffentliche Mitwirkung dauert bis Montag, 17. Dezember 2018. In dieser Zeit nimmt der Gemeinderat Rückmeldungen zu den erarbeiteten Rechtsgrundlagen gerne entgegen.
Über das Gesamtpaket «Ortsplanungsrevision» kann der Souverän dann an einer Urnenabstimmung befinden. Wann diese Abstimmung stattfindet, konnte nicht genau gesagt werden. Der Plan sieht vor, dass der Regierungsrat bis Herbst 2020 grünes Licht gibt für die Umsetzung. Klar ist, dass der Gemeinderat die Bevölkerung vor der Abstimmung zu einer Informationsveranstaltung einlädt. Im Anzeiger vom Rottal informierte der Gemeinderat in der Ausgabe vom 25. Oktober ausführlich über die Ortsplanungsrevision.
Daniel Tschopp und René Hodel planen zusammen die Bebauung des ehemaligen Sägereigebietes im Hinterdorf. Es entstehen Miet- / Eigentumswohnungen mit Gemeinschaftsräumen. Patrik Ziswiler informierte über das neue Bauvorhaben, welches sich bestens ins Dorf integriere und einen weiteren Begegnungs- und Lebensort schaffe.
«Wo es vor Jahren nach frischem Holz roch, Polter stapelten und wo die Briketti rhythmisch stampfte, werden zirka 20 Mietwohnungen und 30 Wohnungen im Wohneigentum auf Zeit gebaut», schreibt René Hodel in seiner Mitteilung. Es entstehe nicht das Normale, das Konventionelle. So werden zum Beispiel Vorstellungen wie sie beim Stockwerkeigentum üblich sind nicht erfüllt. René Hodels Vision, die sich aus dem Leben, aus Träumen und Ayahuasca-Zeremonien wie Puzzleteile zu einem Bild von möglichen Lebensweisen im letzten Lebensabschnitt zusammenfügt, wird die Siedlung stärker beeinflussen.
Dani Tschopp wird Familienwohnungen, Mietwohnungen bauen. Bei René Hodel wird es 30/35-jähriges Wohneigentum auf Zeit mit Gemeinschaftsräumen geben, Gemeinschaftsräume die ganz oben sind, damit man in die Berge sehen kann. Räume die auch für ein paar Tage für Besonderes gemietet werden können und wo die Möglichkeit besteht, gemeinsam zu Essen, die WM zu schauen oder einfach vor dem Chemineefeuer zu sein und zu lesen, nicht alleine sein. Die Wohnungen werden «Sommerbalkone» ins Hofinnere gegen Nordosten und Übergangszeit-, Winterbalkone gegen Südwesten haben. Das polyvalente Gebäude im Hofinnern wird sich dem jeweiligen Nutzungsbedarf angepasst entwickeln. Sollen nun die Velos oder der Töff geputzt werden, die Bands aufspielen, das Gemüse gerüstet, eingewintert, gedörrt und fermentiert, Honig geschleudert werden. Soll Chemineeholz gestapelt oder sollen Kinderaufführungen stattfinden.
Diese Wohnform bei den Gebäuden von René Hodel schafft Eigentum für Lebensabschnitte. Es werden Wohnungen für Ein- und Zweipersonenhaushalte, 2.5 und 3.5 Zimmerwohnungen gebaut. Weitere Zimmer können nach Lebenssituation und Bedarf zugemietet werden. Andere Lebensformen wie Living Apart Together (LAT) oder solche mit tantrischer Gesinnung sollen so auch möglich und finanziell tragbar sein. Die letzten 30 Jahre Lebenszeit im Teil Wohneigentum auf Zeit werden die Siedlung prägen und mit der Zeit verändern. Irgendwann wird betreutes Wohnen das Übliche sein. Auch da-rauf ausgerichtet wird gebaut, sodass die Pflege lange möglich wird. So wie die Bewohner nach und nach gehen werden, so sind auch die Wohnungen auf eine 30-jährige Lebensdauer ausgelegt. Im Jahre 2055 wird geräumt. Die Stockwerke werden frei. Die möglichst stützenfreie Bauart lässt es zu, dass entsprechend den Vorstellungen bezüglich Lebensform, Wohnungsgrössen, Baumaterialien und Technologie etc. die 2. Periode, die Zeit 2055 bis 2085 einziehen kann. Die zweite Periode wird wohl stärker geprägt sein von höheren Temperaturen, Anstieg des Meeresspiegels, europäischen Migranten und ungünstig verteilten, evtl. weniger Niederschlägen. Betonbrauchwassertanks sollen daher im Bereich der Tiefgaragen schon heute vorgesehen und zumindest teilweise gebaut werden. Auch der Platz für die Wasserstofftechnologie wird definiert. Es ist das langfristige schöpferische Denken, das sich hier zeigt. Gleich wie bei der Hirschhaltung mit Agroforstbewirtschaftung die mit Erntezyklen beim Zwetschgenstammholz von 40/50 Jahren arbeitet. Agroforst ist auch eine Art der Landbewirtschaftung mit Bodenbeschattung, in Vorsorge wegen wärmeren Zeiten. Die Siedlung und die Nahrungsmittelproduktion, die Landbewirtschaftung sollen sich finden und ergänzen. Das kann Permakultur sein. Zumindest die Möglichkeiten werden geschaffen.
Die Schamanin in Ecuador sagte René Hodel: « Lasse Visionen zu und habe den Mut, dich darauf einzulassen. «Diese umgesetzte Vision kann lange Zeit Bestand haben. Sie lebt mit und von den Siedlungsbewohnern, von deren Kreativität und deren Visionen, mentalen Bildern, Lebensentwürfen. Die Bewohner sind das Spannende und sollen den Unterschied ausmachen. Die schrägen Vögel, oder jene die nun erst bereit sind, etwas Anderes zu wagen oder solche, die es bereits gewagt haben.
Es braucht auch ein anderes Verständnis für dieses Wohnen. Dieses Wohneigentum ist nicht Spekulationsgut, es geht nicht um die Hoffnung auf Vermögensvermehrung in der Zukunft für sich oder die Kinder. Wohnen ist Konsumgut. Spekulationsgewinne werden nicht gelöst. Sie verbleiben in der Wohnsiedlung und lassen das Wohnen kostengünstiger werden.
Wenn Wohnen Konsumgut ist, dann wird einzig das gekauft was benötigt und verbraucht wird, die Wohnung. Das Andere, die Konstruktion, der Boden würde das Konsumgut Wohnen um Jahrzehnte überdauern und wird deshalb nur gemietet. Beim Stockwerkeigentum wird anteilsmässig alles gekauft. Der Boden, die gesamte Bausubstanz vom Keller bis zum Dach und die Wohnung. Es wird viel auf die Zeit nach dem Selberbewohnen und in Gewinnerwartung gekauft, für irgendjemanden danach. Es wird Bausubstanz gekauft und weiterverkauft, auf deren dannzumalige Qualität und Nutzen man keinen Einfluss hat. Beim Wohneigentum auf Zeit wird die Wohnung für 30 Jahre, für 30 bis 35 Prozent eines vergleichbaren Kaufes eines Stockwerkeigentums gekauft und verliert innerhalb dieser Zeit ihren Wert. Sie tendiert gegen null Franken. Eventuell ergibt sich am Ende ein Payback. Somit kann sie nach dieser Zeit, im Jahre 2055 abgeschrieben herausgebrochen und durch eine zeitgemässe neue Wohnung jener Zeit ersetzt werden. Der Abbruch muss explizit bei jedem Einbau der Wohnungen berücksichtigt werden und wird daher die Bauart beeinflussen. 60 bis 65 Prozent, das heisst der Boden, die Bausubstanz werden gemietet. Dem Wohnungseigentümer verbleiben, im Vergleich zum Stockwerkeigentümer 60 bis 65 Prozent Vermögen ungebunden verfügbar. Auch kann der Anteil Steueraufschub beim Verkauf eines Einfamilienhauses und Reinvestition verkonsumiert werden und wird am Schluss nicht bezahlt, da die Wohnung keinen Wert mehr hat. Weiteres Geld kann als Investor in die Finanzierung der Immobiliengrundstruktur investiert werden. Via Miete der Bausubstanz durch die Wohnungseigentümer kann ein Zins auf diesem Geld erzielt werden. Die regelmässige Rückzahlung der Bausubstanzinvestition und der Zins ergeben eine Rente. Nicht gemietet und verzinst wird der Spekulationsgewinn. Es werden einzig die Baukosten finanziert.
Im Bericht des Beurteilungsgremiums zum Siegerprojekt steht: «Insgesamt vermag das Projekt auf die siedlungsbaulich sehr komplexe Ausgangslage eine überzeugende Lösung zu liefern, die zudem auch eine «gemeinschaftliche» Wohnform generiert, die für Buttisholz neuartig aber angemessen erscheint. «Nicht die Architektur, nicht der Ort und nicht die Wohnform entsprechen dem, was üblicherweise ist. Auch die Bewohner werden anders sein, schöpferisch sein… erschaffen. Es sind die Bewohner die das Projekt, die Vision zum Fliegen bringen. PD