«Die Vorfreude ist gross. Ich werde meine letzte Fasnacht als Zunftmeister noch einmal so richtig geniessen», so Walter «Mäni» Schaller. Der 46-jährige Rüediswiler wird nach drei Jahren Oberhaupt der Zieberlizunft Sigigen sein Amt nach der Fasnacht 2019 abgeben. Im November 2019 wird ein neuer Zunftmeister oder eine Zunftmeisterin in Sigigen gewählt. Das Zunftmeister-Amt wird bei der Zieberlizunft Sigigen für drei Jahre bekleidet, analog der Anzahl an existierenden Zünften im Rottal: «Zieberlizunft Sigigen», «Säulizunft Stettenbach-Grosswangen» und «Muggezunft Ettiswil». Wie stellt sich Walter Schaller eigentlich zum Thema, dass auch eine Zunftmeisterin gewählt werden könnte? «Das würde ich begrüssen, wenn eine Frau als Zunftmeisterin amten würde. Diesem Thema stehe ich positiv gegenüber. In der Zunft sind ja beide Geschlechter vertreten. Das würde der Zunft sicher guttun, wenn eine Frau die Regentschaft für die nächsten drei Jahre übernehmen würde.»
Speziell in Erinnerung geblieben sind dem Unternehmer und Familienvater die grossen Umzüge in Ruswil (2017) und Grosswangen (2018). «Der Auftakt in die Fasnacht 2017 mit der Tagwache am Schmutzigen Donnerstag, der Kinderumzug am Nachmittag, die Explo im Dorf am Abend wie auch der Umzug am Fasnachtssonntag in Ruswil, blieben mir in positiver Erinnerung. Ruswil war speziell schön, weil ich hier meine Wurzeln habe. Auch die Bescherungsfahrten, insbesondere der Besuch im Alterswohnzentrum Ruswil, war sehr emotional. Die Dankbarkeit dieser Menschen, die wir besuchten und ihnen so eine Freude bereiteten, hat mich sehr berührt.» Auch das Fasnachtstreiben in der benachbarten Rottalergemeinde Grosswangen war schön: «Jedes Dorf hat seine eigene Fasnacht und zelebriert die schönste Zeit des Jahres auf ihre Art und Weise. Jeder Ort, den ich besuchte, war ein Erlebnis. Auch die Zusammenkünfte mit den beiden anderen Zünften, der «Säulizunft Stettenbach-Grosswangen» und «Muggezunft Ettiswil» war unbeschreiblich. Ich konnte neue Kontakte knüpfen, aus denen auch Freundschaften entstanden sind. Die bisherige Zeit möchte ich nicht missen, sie war sehr bereichernd. Ich würde es wieder machen, wenn man mich fragen würde.» Doch «Mäni» sagt auch: «Doch nach drei Jahren ist es an der Zeit, das Zepter abzugeben und einer anderen Person Platz zu machen.»
Was muss man eigentlich mitbringen, wenn man ein Zunftmeisteramt ausüben will? Welche Erfahrung hat Walter Schaller gemacht? «In erster Linie muss man natürlich ein Herzblutsfasnächtler sein, der viel Freude mitbringt. So ein richtiger Fasnachts-‘Gäuggel’ ist das treffende Wort. Und natürlich viel Zeit. Entweder nimmt man Ferien oder kann sich die Zeit selber einteilen, wie ich das dank meiner Selbstständigkeit machen konnte. Es sind halt doch einige Termine, die es zu stemmen gilt in der Fasnachtszeit.» Im Weiteren muss die ganze Familie mitziehen: «Meine Frau Ursi und meine Kinder haben mich bei meinem Entscheid von Beginn weg unterstützt. Nur so geht es, wenn die ganze Familie am gleichen Strick zieht und während der Fasnacht aktiv mitmacht.» Bei der Ausübung seines Amtes wurde Schaller vom Kanzlerpaar und Ehrengästen immer betreut. «Es ist schön, wenn du nur noch abgeholt wirst und alles organisiert ist. Dadurch konnte ich die Fasnacht auch richtig geniessen. Sie haben das super gemacht. Ich fühlte mich immer wohl und gut aufgehoben.»
Das dreijährige Motto lautete «Ein Hoch auf diese Zeit». Walter Schaller: «Nun gibt es einen krönenden Abschluss zu diesem Thema. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht preisgeben.» Gesprächsstoff lieferte in den letzten beiden Jahren auch das Meistermobil, welches der Rüediswiler und Vater dreier Kinder gegen die traditionelle Zunftmeister-Kutsche tauschte! Wie waren die Reaktionen aus der Bevölkerung? «Es brauchte sicher etwas Mut, um vom Herkömmlichen wegzukommen und etwas komplett Neues zu wagen. Als Carrosseriespengler war das Thema mit einem Gefährt gegeben. Wie immer gab es positive wie auch kritischere Stimmen. Doch das gehört dazu, recht kann man es nie allen Personen machen. Positiv war aber sicher, dass uns die Arbeiten am Meistermobil innerhalb der Ehrengäste noch mehr zusammenschweisste. Die Vorfasnacht erlebte ich immer wieder als sehr schöne Zeit. Wir sind jeweils eine grosse Familie.» Ob Schaller für seine letzte Fasnacht in die Kutsche zurückkehren wird, wissen die Götter.
Stolz zeigte sich Walter Schaller auch über die Neulancierung des vorfasnächtlichen Anlasses «Wild Wild West», der unter seiner Fittiche nach 2018 zum zweiten Mal (Freitag, 22. Februar, Mehrzweckhalle Ruswil) durchgeführt wird. «Es ist wichtig, dass wir in Ruswil wieder so einen Fasnachtsevent haben für alle Generationen. Ich hoffe, dass sich dieser Event auch nach meiner Zeit etabliert und zum wichtigen Bestandteil der Ruswiler-Dorffasnacht wird.» Generell lobte Schaller alle Personen, welche die Fasnacht mitgestalten. «Die Chrampferinnen», «Chrampfer», Wagenbauer, Guggenmusiken, Schüler, Kindergärtler, Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, sie alle tragen zum guten Gelingen viel bei. Viele nehmen Ferien, kompensieren Überstunden, was einfach unglaublich ist. Das ist sehr lobenswert und gilt es auch zu wertschätzen.» Am Donnerstag, 28. Februar, ertönt der offizielle Startschuss zur Fasnacht 2019. Schon etwas angespannt? «Je näher der Termin kommt, desto mehr kribbelts. Ich geniesse diese Zeit in vollen Zügen und freue mich auf jeden Augenblick.»