Schade, dass diese Feier durch Corona geprägt war. Eigentlich hätte eine bunte Ansammlung sämtlicher Schülerinnen und Schüler der Schule Rüediswil samt Lehrpersonen Franz Reichmuth in den Ruhestand verabschieden wollen. Aber eben: Klassendurchmischungen sind nicht erlaubt, und so blieb es am Montagmorgen, den 30. November, der 5. Klasse von Patrik Lengwiler vorbehalten, den symbolischen Akt der Schlüsselübergabe an Christoph Riedo zu begleiten – anwesend waren auch Schulleiterin Andrea Amstutz und die Förderlehrpersonen Stefania Bollardini und Daniela Kronenberg. Immerhin: Alle Klassen hatten zusammen ein Leiterwägeli gefüllt mit Geschenken und Aktions-Ankündigungen wie Lieder, Zeichnungen, Plakate und sogar einem «goldenen Besen» zu Franzens Abschied.
«Der gute weise Geist»
«Danke, dass Sie über so viele Jahre ein super toller Hauswart waren und so gut zu unserer Schule geschaut haben», sagten die Schülerinnen, und damit war definitiv nicht nur das Gebäude gemeint. «Danke, dass Sie mit uns freundlich und geduldig waren. Wir durften immer auf Sie zählen, wenn ein Notfall passierte oder wenn es technische Probleme gab. Herzlichen Dank auch für die leckeren Apfelschnitz-Aktionen im Herbst!» Es wird klar: Mit einem solchen Hauswart braucht es keine behördlichen Anweisungen betreffend gesunde Pausensnacks… Das ist aber noch lange nicht alles: «Franz war für uns eine grosse Perle, der gute weise Geist des Hauses. Jeden Wunsch hat er uns von den Lippen abgelesen, er hat einen super tollen Draht zu allen Kindern gehabt, unkompliziert, humorvoll, stets gut gelaunt und immer hilfsbereit, dazu gab‘s nie ein Gemecker, wir konnten fuschten und werken, wie wir wollten», sagt Stefania Bollardini und erinnert sich besonders auch an Franzens Sondereinsatz beim Schulhausumfassenden Projekt «Zirkus Luna» vor vier Jahren.
Bei Sonne draussen, bei Regen drinnen
Franz Reichmuth wird in Zukunft wohl «ein wenig Hausmann» sein – seine Frau Cornelia startete in diesem Jahr nach erfolgreicher Ausbildung eine neue berufliche Tätigkeit als Fachfrau Gesundheit im Alterswohnzentrum. Auch «z’Bärg go» und Velofahren wird vermehrt auf seinem Programm stehen. «Ich werde allerdings bei Bedarf weiterhin in einem Teilzeitpensum zur Verfügung stehen – schliesslich kenne ich alle Ruswiler Schulhäuser bestens», sagt er im Gespräch. «Ich stehe beruflich seit 1994 im Dienst der Gemeinde. Ich arbeitete zuerst halb für den Werkdienst und halb für das Schulhaus Bärematt und absolvierte gleichzeitig die Hauswartausbildung. Ursprünglich habe ich die Maurerlehre im damaligen Baugeschäft Dubach absolviert, nachher war ich 14 Jahre als Allrounder bei der Firma Krieger, wo ich schon damals Gelegenheit hatte, mit CAD (Computer-aided design) zu arbeiten. Auf Neujahr 2000 bot sich die Gelegenheit, mit dem Schulhaus Rüediswil ein selbstständiges Tätigkeitsfeld zu übernehmen.» Die Arbeit selber einteilen zu können, war für ihn ein Privileg: «Bei schönem Wetter arbeitete ich draussen, bei Regen drinnen», sagt er. «Ich konnte mich mit der Anlage identifizieren und habe gern mehr gearbeitet, als ich musste.» Und: «Ja, ich bin mit allen Lehrpersonen und Kindern immer gut ‹z’Schlag› gekommen, denn: Wie man in den Wald ruft, so tönt es heraus.» Logisch: Franz Reichmuth ist auch Mitglied der Baukommission beim Um- und Neubau «seines» Schulhauses. «Schade, dass das Gerüst beim Hauptgebäude noch nicht abgebaut ist – die neue dunkelrote Fassade wird sehr schön aussehen», freut er sich.