Was für Musik mach das Trio Cappella? «Ke Ahnig, wie mer dem seid»: meinte Posaunist Armin Bachmann. «Überraschend, anders, schräg, schön, verstörend, nachdenklich, ‚ned noche cho‘…» waren die Stichworte, die er anfügte. Dass die Volksmusik-Akkordeonistin Claudia Muff, der klassische Posaunist Armin Bachmann und der Jazz-Bassist Peter Gossweiler mit unbändiger Spielfreude zusammen musizieren, bringt ihnen ein Publikum mit vielfältigen Erwartungen, die sie allesamt erfüllen, zugleich aber immer wieder unterlaufen. Wer nicht dabei war, hat sowieso «ke Ahnig»!
Es begann mit dem «Jännerloch-Schottisch» (klar muss diese Sparzwang-Musik schottisch sein!) von Claudia Muff, einem über weite Strecken traditionellen Volksmusikstück, wo sich aber immer wieder auch feine, verwinkelte Irrwege auftaten. Die «Marche miniature» ist eigentlich ein wienerisches Salonstück für Geige und Klavier von Fritz Kreisler. Armin Bachmann ersetzte die Geige durch einen «Anbau» an seiner Posaune, der dann etwa wie eine gestopfte Trompete tönte, was unglaublich rasante und witzige Stimmungswechsel ergab. Die «Napf- und Nebelsuite», wiederum von Claudia Muff, erfüllte alles, was der Titel erwarten lässt: Geisterhafte Tonmotive mit Alphorn, wilde Tanzweisen, langsam-feierliche Choralmelodien und chaotische Sturmmusik.
«Rio Sena», ein zart-gefühlvoller Tango, beschreibt nicht etwa einen argentinischen Fluss, sondern die Seine – der Komponist Astor Piazolla hat tatsächlich in Paris studiert, wo ihn seine Lehrerin Nadia Boulanger ermutigte, die musikalischen Wurzeln seiner Heimat zu pflegen. Zum nächsten Stück «La danza africana» servierte Peter Gossweiler eine wilde Geschichte von Gioachino Rossinis angeblicher afrikanischer Köchin – Tatsache ist, dass dessen bekannte Tarantella in einer rasanten, rhythmisch verzwickten und afrikanisch-jazzig gewürzten Version erklang. Totaler Kontrast: «Gjendines bådnlåt» ist ein Wiegenlied von Edvard Grieg, von der «Cappella» wohl leicht verfremdet, doch mit einem selig-verträumten Schluss für Posaune und Bass. Eine Entdeckung für das Publikum war sicher die blinde Komponistin und Zeitgenossin Mozarts: Maria Theresia von Paradis schrieb ein wunderschönes, sehnsuchtsvolles und fast religiös-feierliches Stück, welchem das «Trio Cappella» nach einer Akkordeon-Überleitung das bekannte «Rondo Alla Turca» von Wolfgang Amadeus Mozart beifügte zum eigenartigen Titel «Rundum in Istanbul».
Zurück in die Heimat: Es folgte ein Volksmusik-Potpurri – Claudia Muff nannte es «Jodelterzett», und tatsächlich gaben alle drei Musiker auch kurze Gesangseinlagen zum Besten. Doch war auch hier vor allem ihre Instrumentalkunst zu bewundern in mehreren Jodellied-Melodien, besonders aber in zwei traditionellen Volksweisen, dem uralten «Ranz des vaches» und dem erdenschönen, himmeltraurigen Guggisberglied. Die offizielle Schlussnummer des Konzerts war dann die Klezmer-Collage mit dem an den aktuellen Film «Wolkenbruch» erinnernden Titel «Rabbi Jacob tanzt Polka im Shtetele Belz». Klar gab es zwei Zugaben, darunter – es war ja fast ein Neujahrskonzert! – auch den Radetzky-Marsch, wo das Publikum freudig mitklatschte, aber oha! bald gab es wilde Taktwechsel und Melodien-Sprünge, klatschen war unmöglich, bis das Trio Cappella ein Einsehen hatte und den Schlussteil in der Originalversion ablieferte. Tosender Applaus!