Kurz vor 02.30 Uhr weckt ein lauter Knall viele Ruswilerinnen und Ruswiler im Dorfzentrum. Unbekannte Täter hatten den Bancomaten neben der Postfiliale gesprengt und flüchteten danach. Die 46-jährige Divina Martins wohnt direkt über der Post und stand am Montagmittag noch sichtlich unter Schock: «Ich wurde mitten in der Nacht durch zwei Explosionen aus dem Schlaf gerissen und das Fenster im Schlafzimmer ging in die Brüche. Ich blieb in der Wohnung und hätte mich nicht nach unten getraut. Ich und wohl alle Nachbarn riefen sofort die Polizei an.» Es sei etwa 20 bis 25 Minuten gegangen, bis die Polizei eintraf. Sie und weitere Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses wurden dann zur Sicherheit ins benachbarte Alterswohnzentrum Ruswil untergebracht, da ein Statiker die Wohnung auf mögliche Schäden überprüfen musste. «Wir konnten um zirka 9 oder 9.30 Uhr wieder zurück in unsere Wohnungen.»
Evakuierte fanden Unterschlupf im Alterswohnzentrum
Auch im Alterswohnzentrum auf der anderen Strassenseite erschreckte die laute Explosion viele Bewohnerinnen und Bewohner, wie Leiterin Cornelia Fischer sagt. Viele seien erwacht, hätten nachgefragt und waren froh um die Betreuung durch die anwesenden Mitarbeitenden. Der anwesende Nachtdienst habe nach dem Knall sofort reagiert, habe die Polizei alarmiert und mit dem Handy sogar die flüchtenden Täter gefilmt. Die Aufnahmen wurden den Behörden übergeben. Nachher diente das Alterswohnzentrum als Unterschlupf für 10 Personen aus den evakuierten Wohnungen direkt über dem gesprengten Bancomat. Aus Sicherheitsgründen mussten sie ihre Wohnungen vorübergehend verlassen und wurden im Aufenthaltsraum des Alterswohnzentrums betreut, bis sie am Morgen wieder in ihr Zuhause zurückdurften.
Cornelia Fischer sagt, man habe nach dem Ereignis das Gespräch gesucht mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und betreue sie gut. Sie würden sich jedoch alle sicher fühlen im Wohnzentrum trotz des aufwühlenden Vorfalls. Jemand habe gefragt, ob die am Vortag eingeworfene Osterpost wohl beschädigt worden sei. Am Alterswohnzentrum habe man bei einer Begehung keine Schäden festgestellt.
Täter flüchteten auf Elektro-Töffs
Laut der Luzerner Polizei waren zwei Täter am Werk, die nach der Sprengung mit Elektro-Töffs in unbekannte Richtung davonfuhren. Unklar ist, ob die Täter überhaupt Beute gemacht haben oder nicht. Zur Deliktsumme macht die Polizei keine Angaben. Verletzt wurde niemand. Die Sprengung löste ein grosses Aufgebot an Sicherheitskräften aus. Im Einsatz standen die Feuerwehren aus Buttisholz, Wolhusen, Neuenkirch-Hellbühl und Ruswil. Für die Ermittlungen waren das Forensische Institut Zürich, die Bundespolizei Fedpol und ein Statiker im Einsatz. Die Ermittlungen führt neben der Luzerner Polizei die Bundesanwaltschaft. Die Durchfahrt durch Ruswil war den ganzen Vormittag in beide Richtungen gesperrt und musste umfahren werden. Gemäss Luzerner Polizei war die Strasse aufgrund der laufenden Ermittlungen gesperrt. Kurz vor 12 Uhr wurde die Strasse wieder freigegeben.
Schäden an umliegenden Geschäften
Nur wenige Meter neben dem gesprengten Bancomaten befindet sich das Brillengeschäft Renggli. Die Druckwelle der Explosion hat auch dort Schäden angerichtet, wie Inhaber Martin Renggli sagt: «Wie gross der Schaden ist, kann ich nicht beziffern. Was ich bei der Schnellübersicht bis jetzt gesehen habe ist, dass der Rahmen der Eingangstüre beschädigt ist, einige Brillen und Gestelle am Boden liegen. Auch diverse Panellen der Deckenverkleidung sind beschädigt.» Er sagt weiter: «Das müsste nicht sein, doch das Wichtigste ist, dass keine Menschen verletzt wurden. Das Materielle kann man immer ersetzen.» Mittlerweile ist die Türe provisorisch repariert und das Geschäft öffnet am Dienstag, 2. April wieder. Unbeschädigt kam der Kebab-Laden daneben davon. Schon am Montagmittag war der Imbiss wieder zugänglich.
Poststelle bleibt vorderhand geschlossen
Länger dürften die Reparaturarbeiten bei der Postfiliale Ruswil dauern. Die Schäden seien beträchtlich, wie die Medienstelle der Post auf Anfrage schreibt. So wurde im Eingangsbereich die Türe zerstört und die Decke in Mitleidenschaft gezogen, ebenso die Postfachanlagen. Auch etliche Fenster im Schalter- und Bürobereich zersplitterten. Briefe oder Pakete wurden nicht beschädigt, doch die Zustellung am Montag startete mit Verspätung, einige Sendungen wurden erst am Dienstag ausgeliefert.
Die Filiale bleibt nun bis auf Weiteres geschlossen, ein Datum für die Wiedereröffnung nennt die Post nicht. Avisierte Sendungen können in der Filiale Wolhusen abgeholt werden. Postfachkundinnen und Kunden erhalten ihre Sendungen momentan zuhause zugestellt. Für weitere Postdienstleistungen verweist das Unternehmen auf die Filiale Wolhusen sowie auf Migros und Denner, wo Bargeld bezogen werden kann. Betroffene Kundinnen und Kunden in der Region informierte die Post mit einem Flyer über die vorübergehende Schliessung.