«Früher waren wir während der Schulzeit in Meggen, wo ich aufgewachsen bin, mit Ponys und Planwagen als Indianer an der Fasnacht. Das sind Erinnerungen, die bis heute geblieben sind», so Chregu Vannay. Der 66-Jährige kam 1968 nach Ruswil. «Seither lebe ich die Fasnacht in Ruswil mit und war Mitglied und Posaunist bei den ‹Rosswöschwybern Rusmu›». Mit Max Bütler (verstorben im 2013) war Chregu Initiant der Ruswiler Kinderfasnacht, die heute mit dem Umzug am Schmutzigen Donnerstag nicht mehr wegzudenken ist und die Ruswiler Dorffasnacht bereichert.
Viele Fasnächtler in Ruswil und Luzern kennen Chregu. «Ich bin oft alleine oder auch zu zweit unterwegs mit einem bestimmten aktuellen Thema. Seit 1991, nach dem Ende meiner aktiven Zeit bei der Guuggenmusig, mache ich nun Theaterfasnacht, die mich schon früh begeisterte und faszinierte. Mir war es wichtig, das Publikum in die Sujets miteinzubeziehen. Viele Aktionen passieren spontan.» In jüngeren Jahren war er zwischen dem Schmutzigen Donnerstag und Aschermittwoch permanent unterwegs-. «Heute sind es Nonstop rund 50 Stunden, die ich an der Luzerner Fasnacht zwischen Montag und Mittwoch verbringe.» Getrunken wird natürlich nur Schnitzwasser, um die lange Zeit durchzustehen und um in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen.
Erinnern kann sich Christian Vannay an die siebziger Jahre, wo er mit der Guuggenmusig «Rosswöschwyber Rusmu» einmal nach Luzern reiste. «Wir zogen in die Stadt, als eine der ersten Guuggenmusig vom Land. Freude hatten die Städter an uns damals nicht. Landeier waren nicht gerne gesehen an ihrer eigenen Fasnacht», kann sich Chregu noch genau erinnern. «Wir durften in Luzern damals am Monstercorso nur starten, weil wir Grinden hatten.» Heute hat sich das Bild aber verändert. Die Besuche zwischen Stadt und Land und Land und Stadt sind ja ein Bedürfnis. Es bereichert die Fasnacht. Es ist eine Win-win-Situation und interessant, wenn man mit Menschen aus anderen Gebieten in Kontakt kommt und gemeinsam Fasnacht feiert.
Seit Anfang Februar ist Christian Vannay in seinem Atelier am Basteln. Die Sujets entstehen spontan, wie der Ruswiler betonte. «Aus aktuellem Anlass oder was die Menschen interessiert oder beschäftigt. Letztendlich ist die Wahl des Sujets aber sekundär. Viel wichtiger ist es, wie man es präsentiert und in Szene setzt. Das ist für mich jeweils entscheidend, wie ich auftrete und das Volk in mein Sujet miteinbeziehe». Bekannt waren unter anderem seine legendären Auftritte als «Trio Euter», «Ronald W. Jump», «Tschortsch Kluny», «Figaro», «Udo und Jürgens», «Champ Rotscher und Milka», «Karl Lagergeld mit seinem Starmodel Nadja Allerhand» oder mit dem Flieger als «Baron vom Vierwaldstättersee an der Expo 2002.
«Ich investierte in den letzten Jahren für die Fasnacht rund einen Monat im Vorfeld mit Bastelarbeiten. Für meine Sujets wurde ich von meiner Frau und vom einheimischen Gewerbe immer wohlwollend unterstützt, was ich sehr schätzte. Die Vorfasnacht geniesse ich genauso wie die Fasnacht selber. Die Fasnacht war früher für mich auch ein wichtiger Ausgleich zu meinem Berufsalltag, wo ich im Bereich der Psychiatrie während 35 Jahren junge Menschen mit einer psychischen Erkrankung betreute. Ich konnte an der Fasnacht in meine eigene Welt eintauchen. Psychohygiene pur!»
Was fehlt dem Ruswiler an der Fasnacht generell? «Früher hatten die Guuggenmusigen noch so richtig schöne Fasnachtsgrinde gebastelt. Das ist in den letzten Jahren aber immer mehr auf der Landschaft verschwunden, was ich schade finde. Grinde gehören einfach zu einer Musig.» Ein Wort zur Fasnacht in Ruswil? «Die erlebe ich sehr positiv. Die Fasnacht wird hier gelebt. Die Solidarität und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, ist vorhanden. Die Kinderumzüge beispielsweise werden getragen vom Organisationskomitee, der Lehrerschaft, Eltern, Schülerinnen und Schülern. Alle tragen zum guten Gelingen bei.» Alle wollen Fasnacht, aber niemand will den Aufwand, hört man immer wieder sagen, stimmt hier aber nicht, oder? «Nein. Das habe ich hier so noch nie gespürt oder erlebt. Die Explo in Ruswil beispielsweise, gibt es nun schon seit 20 Jahren, was sehr erfreulich ist. Auch die Vereine und das Gewerbe helfen tatkräftig mit, stellen Zelte auf, die sie bewirtschaften oder stellen Infrastrukturen zur Verfügung. Schön ist, dass die Fasnacht für alle Generationen ist, wo man sich trifft und eine gute Zeit erlebt.» Und wie erlebte «Chregu» die Fasnacht 2019? «Super, mit vielen Eindrücken. Jede Fasnacht ist halt immer wieder schön und nicht mit der anderen zu vergleichen. Früher hatte ich jedoch einen noch grösseren Aufwand betrieben, gerade bei der Sujetarbeit. Man(n) wird halt auch älter ...».